Kiesewetter: Ruhe reden, Aufrüstung rahmen

Von Timo Braun – veröffentlicht durch den Ethischer Rat der Menschheit

Symbolbild: Älterer Mann mit grauen Haaren und Brille in Anzug und Krawatte, spricht vor Mikrofonen auf blauem Hintergrund – KI-generierte Darstellung, nicht authentisches Foto von Roderich Kiesewetter.
Symbolbild: Älterer Mann mit grauen Haaren und Brille in Anzug und Krawatte, spricht vor Mikrofonen auf blauem Hintergrund – KI-generierte Darstellung, nicht authentisches Foto von Roderich Kiesewetter.

Kiesewetter im O-Ton – Ruhe predigen, Eskalation normalisieren

Videobeleg (Phoenix, 01.10.2025)

Transkript (1:1, aus dem zitierten Videoclip)

„Ruhig zu bleiben ist immer gut. Aber wir müssen natürlich begreifen, dass es hier um Ausspähung kritischer Infrastruktur geht. Russland kartografiert, wo welche Kraftwerke, Wasserwerke sind, welche Kasernen relevant sind, welche Rüstungsindustrien. Und wir dürfen das nicht verharmlosen. Wir brauchen diesen Sinn für diese kulturelle, ich möchte fast sagen dieses Mindset, diese strategische Kultur, dass wir das nicht beschwichtigen. Und da hat der Außenminister sicherlich auch noch Nachholbedarf. Aber wir alle in Deutschland haben diesen Nachholbedarf, deshalb habe ich auch Verständnis für seine Worte. Aber wir brauchen die mahnenden Stimmen, und es kann nicht sein, dass uns immer die Nachbarländer darauf aufmerksam machen. Wir sind das wirtschaftsstärkste Land Europas. An uns steht und fällt letztlich die Unterstützung der Ukraine. Wenn wir zu wenig ausgeben, dann müssen andere Länder mehr einspringen. Und das schafft keine außenpolitische Verlässlichkeit. Außenpolitische Verlässlichkeit schaffen wir, indem wir das mit ansprechen und uns wehrhafter machen.“

Satz-für-Satz-Analyse

  1. „Ruhig zu bleiben ist immer gut.“ – Rhetorischer Öffner (calm-then-alarm), um die spätere Eskalation leichter zu verankern.

  2. „Ausspähung kritischer Infrastruktur…“ – Beweislage unklar, Attribution voreilig.

  3. „Russland kartografiert…“ – Generalisierende Aussage, nicht durch öffentlich belastbare Beweise gedeckt.

  4. „Wir dürfen das nicht verharmlosen.“ – Psychologischer Dissonanz-Kipp: Ruhe predigen, Angst auslösen.

  5. „Mindset/strategische Kultur…“ – Vagheitsanker: erlaubt jede Interpretation, öffnet Raum für Eskalationsnormen.

  6. „Außenminister Nachholbedarf.“ – Gemeint ist Johann Wadephul (CDU), der erneut die sofortige Wehrpflicht fordert. Kein Ausrutscher, sondern wiederholte Linie.

  7. „Wir alle in Deutschland…“ – Diffusion of responsibility: systemische Selbstentlastung.

  8. „Nachbarländer machen aufmerksam…“ – Missleitend: externe Hinweise ≠ Beweislast oder Pflicht.

  9. „Wir sind das wirtschaftsstärkste Land Europas.“ – Irrelevanter Switch: Wohlstand als Legitimationsersatz.

  10. „An uns steht und fällt die Unterstützung der Ukraine.“ – Überdehnt: Deutschland wichtig, aber nicht alleintragend. Pflichtlogik fehl am Platz.

  11. „Wenn wir zu wenig ausgeben…“ – Offenbarung: Fokus auf Ausgaben, nicht auf Friedensgebot.

  12. „Außenpolitische Verlässlichkeit… wehrhafter machen.“ – Normverschiebung: Verlässlichkeit wird an Aufrüstung geknüpft, nicht an Verfassungsfrieden.

Faktencheck (Stand 01.10.2025)

  • Wadephul Wehrpflicht: mehrfach bestätigt, aktuelle Forderung nach sofortiger Wehrpflicht (Funke-Interview, WELT, ZEIT, n-tv). Wiederholung, kein Ausrutscher.
  • Drohnen/Kartografieren: Warnungen & Meldungen existieren, aber kein vollständiger gerichtsfester Beleg für das breit behauptete Szenario.
  • Zeitmarke: Erste Meldungen 01:45 Uhr (n-tv).

Errata / Korrekturen

  • [K1] Zeitangabe ARD 03:45 Uhr → ersetzt durch belegte Frühmeldungen n-tv 01:45 Uhr.
  • [K2] Wadephul-Aussage → nicht einmalig, sondern wiederholte Forderung.
  • [K3] Kartografieren → als politische Behauptung markiert, Untersuchungsstand offen.

Psychologische Muster

  • Calm-then-alarm: Ruhe als Eintrittskarte für Bedrohung.
  • Vagheit: strategische Kultur = unbestimmter Deutungsrahmen.
  • Kollektivierung: Schuldverlagerung ins „wir“.
  • Reliability-Framing: Verlässlichkeit = Aufrüstung statt Frieden.

ECoH-Wertung

Kiesewetter nutzt Ruhe als rhetorisches Mittel, um Eskalation und Aufrüstung als kulturelle Pflicht darzustellen. Brüche:

  1. Untersuchung übersprungen.
  2. Semantischer Shift von Friedensgebot auf Ausgaben-/Wehrhaftigkeitslogik.
  3. Außenpolitische Verlässlichkeit über Innenkohärenz gestellt.

Fazit: Normalisierung der Kriegslogik im Gewand der Besonnenheit. Politisch geschickt, verfassungs-ethisch riskant. Der ECoH ruft auf: Innehalten, prüfen, belegen – erst dann handeln.

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